Sind historische Registrierkassen heute noch im Ladengeschäft einsetzbar?
Ein klares Jein! Seit 2020 ist der 2016 beschlossene § 146a AO in Kraft, der besagt, dass elektronische (!) Ladenkassen gewisse Einrichtungen zur digitalen Speicherung nach GDPdU bzw. sogar mit Internetverbindung zum Finanzamt (TSE) aufweisen müssen. Dieser Pflicht unterliegt man allerdings erst dann, wenn man einmal begonnen hat, in seinem Geschäft ein elektronisches Kassensystem zu nutzen. Bis zu einer gewissen Umsatzgrenze ist das Prinzip der offenen Ladenkasse weiterhin zugelassen, bei dem eine historische Kasse prima als Geldschublade und auch Repäsentation für die Kundin/den Kunden genutzt werden kann. Ferner soll es in manchen Bundesländern sogar Nostalgiezertifikate für den Einsatz historischer Kassen geben, vergleichbar mit den Privilegien des H-Kennzeichens bei historischen Fahrzeugen. Doch auch, wenn längst ein modernes Kassensystem im Einsatz ist, macht eine nostalgische Kasse erfahrungsgemäß als Deko und Kleingeldschublade viel her und lässt so machen Kunden in Erinnerungen schwelgen.
Woran liegt es, dass sich meine mechanische Registrierkasse nicht öffnen lässt?
Dies kann sehr vielfältige Gründe haben. Neben Fehlbedienung oder einem abgeschlossenen Funktionsschloss ist das Nr.1-Problem vieler (elektro-)mechanischer Kassen eine Verharzung des Schmierfettes in der Mechanik. Nicht nur wurden in den letzten Produktionsjahren (ab ca. 1965) oft deutlich minderwertige Schmiermittel eingesetzt, auch rühren die Verharzungen oft schlicht und einfach vom jahrzehntelangen Stillstand der Maschine. In den meisten Fällen ist es jedenfalls nicht mit dem Betätigen des (teilweise vorhandenen) Schlosses an der Front der Schublade getan, denn dies diente nur zusätzlicher Sicherheit und die eigentliche Verriegelung der Schublade sitzt fast immer weiter hinten in der Kasse. Ich kann Ihnen die Schublade jeder beliebiger mechanischen Kasse fachgerecht ohne Beschädigungen öffnen, auch wenn die eigentliche Mechanik nicht mehr funktioniert – dazu gern eine Anfrage senden.
Wann gab es die ersten Registrierkassen mit elektrischem Antrieb?
Einer der häufigsten Irrglauben über alte Registrierkassen ist, eine Maschine aus den 1950er- oder 1960er-Jahren sei eine der ersten Kassen mit elektrischem Antrieb. Tatsächlich brachte National (NCR) die erste elektrische Kasse schon 1906 auf den Markt: Das bekannte Modell 79 als 79-E, später 442-E. Diese prächtig verzierte Tastenkasse der Jugendstilzeit avancierte mit einem zweiten, symmetrisch zur Druckerabdeckung angebrachten ‚Motorbauch‘ zum Symbol antiker Registrierkassen und fand als metallene Miniatur (Anspitzer) in den 1980er Jahren große Verbreitung auch in deutschen Setzkästen. Die Option Elektromotor war somit schon im Kaiserreich nur eine Frage dessen, was der Kunde ausgeben wollte, während man noch 1970 preiswerte Kassen ganz ohne Elektroantrieb kaufen konnte. Anker hingegen baute erst nach dem ersten Weltkrieg elektrische Kassen, weshalb es keine verzierten Ankerkassen mit Motor gibt.
Muss ich bei elektromechanischen Kassen den Stecker einstecken, um die Funktion zu testen?
Häufig lese ich in Verkaufsanzeigen, man habe erstmal den Stecker eingesteckt, die Maschine funktioniere aber nicht. Nur allzu oft wird die prominent an der Kasse hängende Kurbel ignoriert oder lediglich für eine Notöffnung der Schublade gehalten. Fakt ist hingegen: Jede elektromechanische Kasse macht im Motorbetrieb nicht mehr (Ausnahme sind die seltenen Rückgeldrechnerkassen) oder weniger als im Handbetrieb mit Kurbel. Die Motorisierung war lediglich eine Arbeitserleichterung. Zum Funktionstest bietet sich, wenn vorhanden, stets die Kurbel an. So vermeidet man nicht nur Schäden an der Technik der Kasse, sondern auch herausspringende Sicherungen der Hauselektrik. Zu beachten ist jedoch: Die Handkurbeln elektrischer Kassen haben einen Freilauf, weshalb sie zum Bedienen leicht Richtung Maschine gedrückt werden müssen, um zu greifen. Ferner niemals Gewalt anwenden, wenn die Mechanik und damit der Kurbellauf blockiert.
Welchen Wert hat meine historische Kasse?
Wie bei allen Antiquitäten ist der Marktwert einer historischen Kasse etwas zutiefst Subjektives und hängt ganz davon ab, ob man ‚den richtigen Käufer‘ findet. Verallgemeinert lässt sich sagen, dass auf den gängigen Online-Portalen im Mittel eher zu hohe als zu niedrige Preisvorstellungen zu finden sind. Während in den 1980er-Jahren, der Hochzeit des Antiquitätenmarktes, bspw. Jugendstilkassen für mehrere tausend DM verkauft wurden, kam der erste große Preissturz mit der deutschen Wiedervereinigung und der damit verbundenen Schwemme von gut erhaltenen Maschinen der Kaiserzeit in den neuen Bundesländern (ähnlich wie bei antiken Möbeln). Das Aufkommen von eBay und Co. um die Jahrtausendwende führte zu einer bisher ungekannten Vergleichbarkeit der Angebote und damit zu einem weiteren Preisverfall. Grob lässt sich heute sagen, dass die Preise für sogenannte Blechkassen (Maschinen mit glatten Gehäusen ohne Verzierungen) im Bestzustand mit ca. 300 € dort enden, wo jene für Jugendstilkassen, die einigermaßen intakt sind, beginnen. Fur letztere ist heute bei ca. 2.500 € für ein selteneres, voll restauriertes (!) Exemplar Ende der Fahnenstange, Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Generell gilt hier: Zahlen Sie nicht die absurden Preisvorstellungen, die einige Leute aufrufen, ohne wenigstens vor einem Verkauf(sversuch) den Staublappen geschwungen zu haben. Schicken Sie lieber mir eine Anfrage mit dem Link zum Angebot für eine Einschätzung oder auch eine Alternative aus meinem Bestand oder dem anderer fachkundiger Sammler. Die wenigen Sachkundigen für antike Registrierkassen sind bestens untereinander vernetzt.
Wie kann ich meine zu reparierende Kasse nach Bielefeld transportieren lassen?
Das größte Hindernis im Umgang mit (elektro-)mechanischen Kassen ist natürlich stets das Gewicht. Doch auch abgesehen von teurem Speditionsversand finden sich durch mein weites Netzwerk oft Mittel und Möglichkeiten, eine Kasse gegen einen kleinen Obolus jemandem mitzugeben, der sowieso in die passende Richtung fährt. Ferner bin ich selbst regelmäßig im Raum Hamburg und ab und zu auch in Süddeutschland unterwegs. Fragen Sie hier an für eine Reparatur.
Wo bekomme ich Schlüssel für meine Kasse?
Ich habe einen großen Fundus an Kassenschlüsseln da, einige Arten kann ich auch nachfertigen lassen. Senden Sie mir gern Bilder Ihrer Kasse und der Schlösser, für die Ihnen Schlüssel fehlen.
Gibt es für meine historische Kasse noch Papierrollen und Farbbänder?
Für manche Modelle habe ich noch ausreichende Mengen Papierrollen auf Lager, senden Sie mir gern eine Anfrage mit Fotos der Maschine bzw. deren Bezeichnung. Farbbänder kann ich teilweise noch frisch nachproduzieren lassen, auch hier lohnt sich eine Anfrage.
Wo bekomme ich eine Bedienungsanleitung für meine historische Kasse?
Originale Bedienungsanleitungen zu historischen Kassen sind rar. Bei mir bekommen Sie von sämtlichen Anleitungen, die ich in meiner Printsammlung habe, hochauflösende Scans als PDF – fragen Sie gern die Dokumente zum gewünschten Modell an. Gleich dazu sei aber gesagt, dass diese Anleitungen bis auf wenige Ausnahmen keinerlei Hinweise zu Instandsetzung und Reparatur enthalten, denn dies war den zahlreichen Kundendiensttechnikern der einzelnen Hersteller vorbehalten.